Mariä Himmelfahrt: Brauchtum zur Marienverehrung
Am 15. August wird in Österreich und in vielen anderen Ländern Mariä Himmelfahrt gefeiert. Gläubige mehrerer christlicher Konfessionen gedenken mit Gottesdiensten und Prozessionen der „leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel“ beziehungsweise ihres Todes.
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Mariä Himmelfahrt, auch der Hohe Frauentag genannt, ist in Österreich ein gesetzlicher Feiertag und wird in zahlreichen Orten groß gefeiert. Das Fest ist seit dem 5. Jahrhundert belegt und damit eines der ältesten kirchlichen Feste. Für die römisch-katholische Kirche wurde die „leibliche Aufnahme Marias in den Himmel“ erst 1950 durch Papst Pius XII. (1939–1958) als bisher letztes Dogma festgelegt.
Der Gedenktag an ihre „Himmelfahrt“ ist für katholische Gläubige zentral in der Marienverehrung, denn sie gilt diesen als erste, die nicht nur mit ihrer Seele, sondern auch ihrem Körper in den Himmel aufgenommen wurde. Altkatholikinnen und Altkatholiken sowie evangelische und orthodoxe Gläubige begehen den 15. August als Todestag Marias, glauben aber nicht an ihre leibliche Aufnahme in den Himmel.
Anders als Christi Himmelfahrt fällt Mariä Himmelfahrt immer auf dasselbe Datum und somit immer auf verschiedene Wochentage. Auch in anderen Ländern wie Spanien, Italien und Polen ist Mariä Himmelfahrt ein arbeitsfreier Tag. Von Land zu Land gibt es verschiedene Traditionen und Bräuche zu Ehren Marias.
Legenden zur Kräutersegnung
In Österreich bringen der Tradition nach katholische Gläubige Kräuter zum Gottesdienst mit, die vom Priester gesegnet werden (umgangssprachlich spricht man auch von einer Weihe). Als Zeichen des Schutzes werden sie zuhause aufgehängt. Dieser alte Brauch ist seit rund 1.000 Jahren überliefert, schreibt die Diözese Innsbruck in einer Aussendung.
Bei der Kräutersegnung werden besonders die schützenden und heilenden Kräfte der Natur hervorgehoben. Beim Binden des Buschen sollte auf eine ‚magische‘ Anzahl von Kräutern geachtet werden, so die Aussendung. Mindestens sieben Kräuter gehören dazu – sie stehen für die Anzahl der Schöpfungstage. Häufig werden Rosmarin, Salbei, Wermut, Minze, Arnika, Kamille, und Thymian zusammengebunden.
Der Brauch geht auf die Legende zurück, dass aus dem Grab in dem Augenblick, in dem Maria in den Himmel aufgenommen wurde, ein wunderbarer Duft wie von Kräutern und Blumen entstiegen sei. Eine andere Legende erzählt, dass die Jünger Jesu im Grab Marias nicht mehr den Leichnam, sondern Blüten und Kräuter vorfanden sowie Kräuter, die vor dem Grab wuchsen.
Prozessionen zu Fuß und per Schiff
Eine weitere Besonderheit zu Mariä Himmelfahrt sind die Prozessionen, bei denen Gläubige durch die Straßen ziehen. Marienstatuen werden geschmückt und durch die Gemeinden getragen, begleitet von Gesang und Gebeten.
Rund 3.500 Menschen nehmen jährlich an der Schiffsprozession am Bodensee teil.
Aber auch auf Gewässern finden Prozessionen statt – zum Beispiel am Bodensee und am Wörthersee. Dabei wird eine Marienstatue jedes Jahr am 15. August in einer nächtlichen Prozession über den See geführt. Eröffnet wird die Wörthersee-Wallfahrt in Klagenfurt, die weiteren Stationen sind Krumpendorf, Pörtschach, Velden, Maria Wörth und wieder Klagenfurt.
Politische Statements
Bei der Bodensee-Prozession spricht man auch von einer Dreiländerwallfahrt, da sich drei Schiffe aus Österreich, Deutschland und der Schweiz auf dem See treffen. Sie sollen für ein vereintes Europa stehen.
In Tirol wird das Fest der Aufnahme Marias in den Himmel gleichzeitig als Landesfeiertag zur Erinnerung an die Befreiung Tirols gefeiert. Unter der Führung von Andreas Hofer kam es 1908 zum Aufstand der Tiroler Bevölkerung gegen die bayerische Besatzung, welches nun im August zelebriert wird. Die kirchlichen Feierlichkeiten beginnen mit einem Festgottesdienst mit anschließender Kräutersegnung.
Feiern in mehrheitlich katholischen Ländern
In Italien fällt das Fest mit „Ferragosto“ zusammen, einem der wichtigsten Feiertage des Jahres. Neben der kirchlichen Bedeutung sehen Italienerinnen und Italiener die Zeit um diesen Tag herum als die offizielle Urlaubszeit.
Spanien sowie viele andere Länder wie Belgien und Rumänien sind bekannt für ihre prachtvollen Marienprozessionen. Sehr viele Pilgerinnen und Pilger kommen nach Frankreich, in die Stadt Lourdes, um an der eucharistischen Prozession teilnehmen. In der französischen Stadt Marseille wird die „assomption“ normalerweise vor oder bei Schlechtwetter in der Cathedrale de la Major gefeiert.
Marienfeiern in anderen Ländern
Auch im mehrheitlich muslimischen Tunesien wurden 2017 Marienprozessionen in der Hafenstadt La Goulette wiedereingeführt, nachdem sie seit den 1960er Jahren nicht mehr stattgefunden hatten. Dort tragen junge Männer eine geschmückte Marienstatue an den Hafen hinunter. Den Anteil der katholischen Gläubigen machen großteils italienische Fischer aus, die über die Jahre in den Norden Tunesiens eingewandert sind.
Maria wird aber nicht nur am 15. August gefeiert. In zahlreichen Marienwallfahrtsorten – wie beispielsweise Beauraing und Banneux in Belgien und Kibeho in Ruanda – wird Maria das ganze Jahr über verehrt. In diesen Orten wurden Marienerscheinungen von der römisch-katholischen Kirche anerkannt. Jedoch gibt es auch viele andere Orte mit inoffiziellen Erscheinungen, die ebenfalls viele Gläubige anziehen. Kürzlich erkannte der Vatikan auch in Indien ein Marienheiligtum an.
APA/AFP/Franck Pennant